Was schmerzt noch mehr, als viel Geld im Supermarkt zu lassen? Die teuren Einkäufe eine Woche später vergammelt in den Müll zu werfen. Der Vorsitzende der Tafeln, Jochen Brühl, sagte mir neulich, dass mehr als die Hälfte der Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten passiere. Laut Daten des Bundeslandwirtschaftsministeriums werden allein in deutschen Privathaushalten pro Jahr 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, das sind 78 Kilogramm pro Person. Nicht alles davon ist genießbar: Eingerechnet sind auch Müll wie abgenagte Knochen, Obstschalen, Kaffeesatz und Verdorbenes. Und doch entsteht etwa die Hälfte des gesamten Bergs an weggeworfenen Lebensmitteln zu Hause.
Privatleute sind nicht allein schuld an dem Problem. Ich könnte mich jetzt zum Beispiel über die Tatsache aufregen, dass genießbares Essen oft schon auf dem Acker aussortiert wird, weil es angeblich »hässlich« ist. Oder über den Irrsinn, dass es strafbar sein soll, in Supermärkten aus dem Müll zu containern. Mache ich aber heute mal nicht. Stattdessen versuche ich, konstruktiv zu bleiben.
Denn mit ein paar einfachen Tricks, etwas Planung und Wissen kann man seine Lebensmittel deutlich länger lagern, weniger Abfall erzeugen – und so Geld sparen. Daher gibt es heute kein Rezept, sondern mein Abc der Lagerung.
Bafög oder Azubi-Gehalt sind schon wieder fast aufgebraucht? Der Obstkorb beim unbezahlten Agenturpraktikum war geräubert? Und bitte nicht schon wieder Pizzatoast? Alles kein Problem: In dieser Kolumne zeigt SPIEGEL-Redakteur und Hobbykoch Sebastian Maas, wie man trotz Flaute auf dem Konto leckere und besondere Gerichte zaubern kann. Dabei gibt es nur zwei Regeln:
Eine Portion darf maximal so viel kosten wie ein Essen in der Mensa, also drei Euro.
Teure Spezialgeräte sind tabu.
Wie man Lebensmittel richtig lagert:
Abgelaufene Lebensmittel: Das Mindesthaltbarkeitsdatum, kurz MHD, ist nicht dasselbe wie das Verfallsdatum oder Ablaufdatum. Die meisten Produkte kann man sorgenfrei auch Tage und Wochen nach dem verstrichenen MHD essen. Die Lebensmittelhersteller dürfen den Termin nämlich oft selbst festlegen – und profitieren davon, wenn Dinge schneller weggeworfen und neu gekauft werden. Im Zweifel auf das Bauchgefühl hören und checken, ob das Lebensmittel noch okay riecht und aussieht. Anders sieht es mit Angaben wie »zu verbrauchen bis« aus – das steht zum Beispiel auf Hackfleisch oder Fischprodukten. An diese Angaben sollte man sich dringend halten, weil man sonst ernsthafte Erkrankungen riskiert.
Äpfel verströmen Ethylen, ein Gas, das anderes Obst und Gemüse schneller reifen lässt. Bestenfalls lagert man sie getrennt vom restlichen Einkauf. Viele Ratgeber sagen, dass Äpfel nicht in den Kühlschrank gehören, nach meiner Erfahrung halten sie sich da aber deutlich länger als bei Raumtemperatur.
Äpfel sollten immer separat gelagert werden, nicht neben anderem Obst im Korb
Foto: Kevin Trimmer / Getty ImagesAvocados reifen neben Äpfeln quasi im Zeitraffer – was gut sein kann, wenn man ein sehr hartes Exemplar am nächsten Tag essen möchte. Ansonsten hält sich die Avocado im Kühlschrank etwas länger als bei Raumtemperatur. Angeschnittene Avocados können mit Zitronensaft beträufelt werden, dann werden sie nicht braun. Den bekannten Lifehack (für den ich auch mal Werbung gemacht habe) mit der Avocado im Wasserbad sollte man aber nicht nachmachen – inzwischen zeigen neue Studien , dass sich dadurch Keime in der Avocado ausbreiten können.
Bananen lagert man am besten hängend, dann bekommen sie keine Druckstellen. Den Strunk, an dem alle Bananen zusammenhängen, kann man mit Frischhaltefolie umwickeln, dann halten sie ein paar Tage länger durch.
Beeren sollten im Kühlschrank gelagert werden. Viele Sorten können auch eingefroren werden, wenn sie kurz vor dem Verfall sind. Bei Bedarf können sie dann später noch für Smoothies, Milchshakes oder Marmeladen genutzt werden.
Brot hält sich bei Zimmertemperatur am besten. Idealerweise nutzt man einen gut belüfteten Brotkasten oder einen Tontopf dafür. Gutes Sauerteigbrot hält sich meist länger als das meiste Industriebrot aus der Tüte – ganz ohne Chemie. Übrig gebliebenes Brot darf eingefroren werden. Am besten scheibchenweise, dann kann man es später im Toaster auftauen. Harte Brötchen kann man unter dem Wasserhahn nass machen und im bereits heißen Ofen noch einmal kurz aufbacken.
Dieser Text ist in abgewandelter Form im SPIEGEL-Buch »Gar es ohne Bares« erschienen:
Sebastian Maas
Gar es ohne Bares!
Ein SPIEGEL-Buch: Das kreative Kochbuch für alle mit kleinem Geldbeutel und wenig Zeit
Verlag: Penguin
Seitenzahl: 240
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Preisabfragezeitpunkt
01.01.2024 04.14 Uhr
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Eier kann man für einige Wochen auf Raumtemperatur lagern, danach sollten sie in den Kühlschrank. Auf der Verpackung sind dafür meist zwei Daten angegeben. Um sicherzugehen, ob ein Ei noch gut ist, kann man es in ein Glas mit Wasser geben: Sinkt es zu Boden, ist es essbar. Treibt das Ei hingegen an die Oberfläche, ist es sehr alt. Sofern es nicht schlecht riecht, kann man es gegebenenfalls aber noch zum Backen verwenden.
Einfrieren kann man harte Gemüsesorten wie Karotten, Erbsen und Sellerie, wenn man gerade keine Verwendung für sie hat. Auch mit Resten und Abschnitten funktioniert das gut: Sammelt man die regelmäßig anfallenden Gemüsereste in einem großen Gefrierbeutel, kann man davon später immer noch eine Brühe kochen. Selbst Avocado habe ich bereits eingefroren, für Guacamole reichte es nach dem Auftauen noch.
Einkochen kann man nicht nur im großen Stil wie Oma, sondern auch die wenigen Reste aus der WG-Küche. Reife Tomaten werden zu einer leckeren Tomatensoße, die im ausgekochten und luftdichten Behälter Monaten hält. Überreifes Obst (wie Birnen und Beeren) wird zu einer leckeren Marmelade oder Grütze, wenn man es mit etwas Zucker durcherhitzt. Wer die Lebensmittel nicht in Einmachgläsern dauerhaft einlagern will, kann sie nach dem Einkochen auch für einige Tage im Kühlschrank aufbewahren.
Fisch und Fleisch sollten durchgehend gekühlt aufbewahrt werden (mit Ausnahme von gepökelten Varianten wie bestimmten Würsten). Das Verfallsdatum sollte man hier dringend beachten, vor allem bei Hackfleisch. Frisches Fleisch und frischer Fisch können eingefroren werden. Dabei sollte man bedenken, dass ein Kühlfach nicht dasselbe ist wie eine richtige Tiefkühltruhe – im Kühlfach hält sich alles deutlich kürzer. Immer daran denken, eingefrorenes Fleisch komplett durchzuerhitzen, bevor man es isst!
Kartoffeln am besten dunkel, kühl und trocken lagern. Im Keller halten sie bestenfalls den ganzen Winter über. Wer keinen hat, stellt sie in die Abstellkammer oder den unbeheizten Flur. Keime und grüne Stellen sollte man nicht essen, sondern großzügig abschneiden. Sie enthalten einen Giftstoff namens Solanin, der vor allem für kleine Kinder und alte Menschen gefährlich sein kann.
Karotten werden bei Raumtemperatur schon kurz nach dem Einkauf schrumpelig. Am besten lagert man sie in ein trockenes Geschirrtuch gewickelt im Gemüsefach des Kühlschranks. Die Blätter der Karotte kann man zu Pesto verarbeiten, so müssen sie nicht in den Müll. Weiche Karotten kurz vor dem Essen in kaltes Wasser stellen, dann werden sie (manchmal) wieder knackig!
Kräuter entweder in ein feuchtes Tuch einschlagen oder (wie Schnittblumen) in ein Glas mit Wasser stellen und im Kühlschrank lagern. Im Notfall kann man viele Kräuter auch einfrieren, sie eignen sich dann bloß nicht mehr als Cocktail-Dekoration, weil sie weich werden.
Kräutertöpfchen sind wie die Wohnungssuche in Berlin: zu wenig Platz für alle, das sorgt für Stress. Wer länger etwas von seinem Basilikum haben möchte, pflanzt ihn in größere Behälter um.
Lauchzwiebeln (Frühlingszwiebeln) bewahrt man am besten im Kühlschrank auf. Am längsten halten sie, wenn man sie in Küchenpapier einschlägt. Wer zusätzlich eine Plastiktüte um sie wickelt, verhindert damit, dass sie ihren scharfen Geruch an alle anderen Lebensmittel im Kühlschrank abgeben. Alternativ kann man sie auch in ein Glas mit einem Fingerbreit Wasser stellen. Die abgeschnittenen Köpfe samt Wurzeln wachsen darin sogar weiter.
Abgekochte Schraubgläser verlängern die Lebensdauer von Trockenware wie Mehl, Nüssen und Hülsenfrüchten enorm
Foto: iStockphoto / Getty ImagesMehl und andere trockenen Zutaten wie Speisestärke, Semmelbrösel, Nüsse, Saaten und Körner sollten nicht direkt in der Nähe des Herds stehen, weil sie den Wasserdampf vom Kochen magisch anziehen. Am längsten halten sie in luftdicht verschließbaren Behältern. Dafür eignen sich auch große Gurkengläser, wenn man nicht extra Dosen kaufen möchte. Denn: In den Verpackungen schleppt man manchmal Schädlinge mit nach Hause, etwa Lebensmittelmotten. Sind die einmal im Schrank, kann man nahezu alles Gelagerte wegwerfen.
Milchprodukte halten sich fast immer länger, als auf der Verpackung steht – sollten aber dennoch fast immer im Kühlschrank aufbewahrt werden. Hier vor allem auf den Geruch achten.
Pilze halten am längsten durch, wenn man sie mit einem trockenen Tuch bedeckt im Kühlschrank lagert.
Plastikverpackungen erleichtern vielleicht den Einkauf, sammeln aber Kondenswasser und sorgen für ein sehr feuchtes Klima. Damit Obst und Gemüse nicht schimmeln, sollten die Verpackungen direkt nach dem Einkauf entsorgt werden.
Radieschen halten sich am längsten, wenn man ihre Blätter sofort nach dem Kauf entfernt. Die Knollen kurz abwaschen und feucht in einem verschließbaren Behälter lagern.
Salate, vor allem geschnittene, sollten schnell gegessen werden. Selbst im Kühlschrank halten sich viele Sorten nur zwei bis drei Tage. Eingewickelt in ein feuchtes Tuch, auf das etwas Essig geträufelt wurde, unter Umständen auch einen Tag länger. Am besten einfach keinen Salat auf Vorrat kaufen und stattdessen tagesaktuell aufbrauchen. Manche Sorten, etwa Eisbergsalat, halten länger, wenn man den Strunk entfernt.
Schimmelpilze sehen nicht nur eklig aus, sondern sind auch gesundheitsschädlich. Schimmlige Lebensmittel gehören in den Müll, ihre Nachbarn und der Behälter sollten nach dem Aussortieren gecheckt und gegebenenfalls mit heißem Essigwasser gereinigt werden, um weiteren Befall zu vermeiden. Schimmelt Brot, sollte nicht nur die erste Scheibe, sondern der ganze Brotlaib entsorgt werden.
Südfrüchte wie Ananas, Papaya und Mango dürfen auf keinen Fall in den Kühlschrank. Außerdem sollten sie nicht neben Äpfeln im Obstkorb liegen.
Wenn sie zu weich für den Salat sind, kann man Tomaten gut einkochen – auch in kleinen Mengen
Foto: Emilija Manevska / Getty ImagesTomaten sind nicht ganz so schlimm wie Äpfel, was Ethylen angeht. Trotzdem sorgen sie dafür, dass ihre direkten Nachbarn im Obst- und Gemüsekorb schneller reifen und schlecht werden. Sie sollten nicht im Kühlschrank aufbewahrt und möglichst schnell verbraucht werden. Sehr weiche Tomaten können gut eingekocht – oder im Auflauf versteckt werden.
Zitrusfrüchte wie Orangen und Limetten mögen es am liebsten kühl und dunkel. Trotzdem sollte man sie nicht im Kühlschrank lagern, weil sie dann ihren Geschmack verlieren. Beim Einkauf legt man sie am besten oben in den Korb, weil schon kleine Druckstellen Zitrusfrüchte schnell verderben lassen.
Zwiebeln mögen es trocken und dunkel, wie Kartoffeln. Sie sollten aber Luft bekommen und nicht in eine Dose gesteckt werden. Besser ist einen Jutebeutel.
Haben Sie Ideen, wie man Lebensmittelverschwendung verringern oder die Haltbarkeit verlängern kann? Dann schreiben Sie mir eine Mail an [email protected] . Oder folgen Sie mir auf Instagram .
Author: Courtney Guzman
Last Updated: 1704078841
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